Mittwoch, 30. September 2015

Wie sieht der Arbeitsmarkt für Flüchtlinge aus?

"Auf dem deutschen Arbeitsmarkt gibt es rund eine halbe Million offener Stellen. Wenn Flüchtlinge rasch Arbeitsbewilligungen erhalten, dann können deutsche Unternehmen dieses Potenzial nutzen", sagte der Deutsche-Post-Chef Frank Appel. Doch die Beschäftigung dieser Menschen ist bisweilen ein Kampf gegen bürokratische Windmühlen. In Deutschland erhalten Asylbewerber bislang keine normale Arbeitserlaubnis.

Was Flüchtlinge dürfen:
- Wer eine sogenannte Aufenthaltsgestattung bekommt, darf nach drei Monaten in Deutschland eine betriebliche Ausbildung beginnen. Wer geduldet ist, kann vom ersten Tag an eine Ausbildung machen. In beiden Fällen ist jedoch eine Erlaubnis durch die Ausländerbehörde nötig.
- Gleiches gilt für Praktika oder den Bundesfreiwilligendienst beziehungsweise ein freiwilliges, soziales Jahr: Personen mit Aufenthaltsgestattung können nach drei Monaten ohne Zustimmung der ZAV damit beginnen, wer den Status „geduldet“ hat, darf das ab dem ersten Tag.
- Wer studiert hat und eine Aufenthaltsgestattung besitzt, darf ohne Zustimmung der ZAV nach drei Monaten eine dem Abschluss entsprechende Beschäftigung aufnehmen, wenn sie einen anerkannten oder vergleichbaren ausländischen Hochschulabschluss besitzen und mindestens 47.600 Euro brutto im Jahr verdienen werden oder einen deutschen Hochschulabschluss besitzen (unabhängig vom Einkommen).
Personen mit Duldung können dasselbe bereits ab dem ersten Tag des Aufenthalts.
- Personen mit Aufenthaltsgestattung können nach vierjährigem Aufenthalt jede Beschäftigung ohne Zustimmung der ZAV aufnehmen.

Dabei hat jeder fünfte Asylbewerber, nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit, einen Hochschulabschluss, etwa jeder dritte bringt eine Ausbildung mit, die einem deutschen Facharbeiter entspricht. Ihr Talent wird selten genutzt. Sei es wegen fehlender Dokumentation, der Sprachbarriere oder der Duldungszeit, die Flüchtlinge und Asylbewerber teilweise jahrelang in einen Zustand des Nichtstuns zwingt.
Entsprechend drängen Arbeitgeber auf eine Lockerung der Regel. Die Politik müsse dafür sorgen, "dass Asylbewerber nicht viele Monate vom Arbeitsmarkt ferngehalten werden", sagte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Ingo Kramer, gerade der "Süddeutschen Zeitung". Arbeitsagentur-Chef Frank Jürgen Weise betonte, Flüchtlinge nähmen den deutschen Arbeitslosen keine Jobs weg. "Die Firmen haben so viele offene Stellen wie noch nie, und es fällt immer schwerer, diese zu besetzen."
Und schließlich wollen die Menschen, die nach Deutschland flüchten, arbeiten.
Gründe, einen Flüchtling anzustellen, gebe es einige, meinen Jacob und Kühn. Einige listen sie auf ihrer Webseite auf. Darunter: "motivierte und engagierte Arbeitskräfte", eine bereichernde "besondere Lebensgeschichte", Entlastung für das deutsche Sozialsystem. Und nicht zuletzt: "Viele von ihnen verfügen über Ausbildungen oder Studienabschlüsse in Branchen, in denen es in Deutschland an Fachkräften mangelt."

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